Ohne Vorwarnung pluckert und perlt es plötzlich aus dem Münchener Untergrund. Wie ein Platzregen überrascht uns diese mysteriöse Scheibe mit nonchalanter Großartigkeit. Dabei haben wir es mit einem ganz niedlichen Orchester zu tun, könnte man sagen, denn wie sollte man sonst ein Orchester bezeichnen, dessen Mitglieder manchmal vier, meistens zwei Augen zählen. Was hier des Orchesters genialer Kopf, Dennis Gross, ganz lapidar, locker und leger aus dem Ärmelschüttelt, erinnert allenfalls an das Hamburger Grönlandorchester. Mehr noch anderen Konsorten von Helgoland, falls die noch wer kennt. Die brachten vor zehnoder zwölf Jahren eine ganz fantastische Platte mit dem Titel "Media Music EP"auf die Welt. Da fanden unendlich viele kleine Stücke darauf Platz, jedes mitdem Charme einer salopp ausformulierten Grundrichtigkeit, die nur im Fragmentarischen zu finden ist. Ähnlich dem "Commercial Album" der Residents vielleicht. Ein Füllhorn an Miniaturen also, und kein einziger Fehlgriff im Verhuschten. Das finden wir hier alles beim Reinhold Wagner Orchester. LoFi Ohrwürmchen ohne Titel - die Stücke heissen einfach Part 01 bis Part 18 undatmen den sympathisch schluffigen Freigeist eines Werner Enke. "Fluid für schlappe Ohren", nennt Dennis Gross das Ganze. Und dennoch, bei aller Flausigkeit, verstreuen vor allem die Stücke auf Seite B eine atmosphärischdichte Wärme, die man immer wieder hören mag.DJ Marcelle war so begeistert, dass sie gleich mehrere Stücke daraus in ihre Radioshow "Another Nice Mess" aufnahm. Und sich zu einem "crazy, wonderfulstuff" hinreissen ließ.
"Ein betongraues Stück Vinyl, das das Zeug zu einem Kultteil hat." (SKUG #97)